Geht es in Bewerbungssituationen um die Präsentation des eigenen Lebenslaufes, fühlen sich gestandene Manager oftmals sehr sicher. Schließlich haben sie über viele Jahre zahlreiche Erfolge erzielt, die sie als geeigneten Kandidaten ausweisen. Dabei vergessen sie jedoch häufig: Auf die vollständige Auflistung ihrer Stationen und Tätigkeitsinhalte kommt es gar nicht an. Sie ist im Gegenteil sogar hinderlich, wenn keine Akzentuierung erfolgt. Denn: Kein Personalverantwortlicher, der in kurzer Zeit 50 oder gar 100 Lebensläufe sichtet, will und kann sich in der Regel die Zeit nehmen, auf 15 oder gar 20 Seiten nach dem für die Vakanz Wesentlichen zu forschen. Gefragt ist vielmehr eine kompakte Übersicht, die in erster Linie die für die angestrebte Position relevanten Stationen und Erfolge transparent macht und Schwerpunkte hinsichtlich des definierten Anforderungsprofils setzt. Daraus folgt auch: Bei jeder neuen Bewerbung sollte der Lebenslauf neu justiert werden.
Die folgenden Hinweise erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Sie beinhalten nur einige grundsätzliche Empfehlungen, die -jedenfalls auch beim Verfassen eines Lebenslaufes- berücksichtigt werden sollten:
1. Executive Summary voranstellen
Die Darstellung des Lebenslaufes sollte mit einer Executive Summary beginnen. Diese soll die wichtigsten Kompetenzen und Erfolge des Bewerbers zusammenfassen. Zielführend ist, wenn in der entsprechenden Auflistung jeweils auch die Rolle und das Unternehmen benannt wird, in der die genannten Erfolge erzielt wurden. Eine schlichte Auflistung ohne Bezugnahme birgt das Risiko, dass die Wirkung beim Leser „verpufft“. Wirkungsvoll ist zudem, an dieser Stelle auch etwaige Referenzgeber zu benennen, die die genannten Leistungen bestätigen können. Mit der Executive Summary lässt sich das eigene Profil zusätzlich schärfen und auf die angestrebte Position ausrichten.
2. Sich der Bedeutung bewusst sein
Für den ersten Eindruck gibt es bekanntlich keine zweite Chance. Und der Lebenslauf ist ein zentraler Bestandteil der ersten „Begegnung“. Findet der HR-Verantwortliche hier schnell, was er sucht, wird er dem Kandidaten gegenüber positiv eingestellt sein. Muss er hingegen mühselig danach forschen, kann das sogar ein Ausschlusskriterium sein, wie zahlreiche Gespräche mit Personalentscheidern zeigen. Ein aussagekräftiger und auf den Punkt gebrachter Lebenslauf steht zudem für Professionalität. Nicht ausreichend ist daher die simple historische Auflistung aller Stationen und Tätigkeitsinhalte in aller Ausführlichkeit und seien die Inhalte auch noch so irrelevant für die betreffende Vakanz.
3. Vor allem die wesentlichen Stationen nennen und inhaltlich beschreiben
Wer sich z.B. auf die Position eines „Geschäftsführer Vertrieb“ bewirbt, sollte im Lebenslauf vor allem die Erfahrungen hervorheben, die seine Kompetenzen auf genau diesem Gebiet belegen. Sprich: Seine Vertriebs- und Managementerfahrung. Bei diesen Positionen werden Aufgaben in mehreren Bullet Points aussagekräftig beschrieben und Erfolge idealerweise mit Zahlen belegt. Zudem sollte deutlich gemacht werden, welche konkreten Erfolgsbeiträge man selbst geleistet hat. Häufig beschränken sich Kandidaten und Kandidatinnen auf die schlichte Angabe von Kennziffern wie Umsatzsteigerung etc., ohne dass nachvollziehbar ist, ob und – wenn ja – durch welche Maßnahmen diese Erfolge erzielt wurden und welchen kausalen Beitrag der Bewerber bzw. die Bewerberin hierfür konkret geleistet hat. Demgegenüber sollten Positionen, die für die konkrete Bewerbung keine inhaltliche Relevanz haben, lediglich benannt, aber nicht inhaltlich ausgebreitet werden.
4. Durchaus mit mehreren Fassungen von CVs arbeiten
Unsere Erfahrung zeigt, dass Kandidaten häufig den Eindruck haben, eine Akzentuierung beinhalte das Risiko, dass bestimmte Leitungen, Verdienste etc. „untergehen“. Um dieses Risiko zu vermeiden, empfehlen wir im Bewerbungsprozess mit mehreren Fassungen eines CVs zu arbeiten. Zum einen eine Kurz-Version, die sich auf die Nennung der wesentlichen Gesichtspunkte und Kernkompetenzen beschränkt. Zum anderen eine sog. Lang-Version, in der die jeweiligen Positionen, Erfolge etc. durchaus ausführlicher beschrieben werden können. Beide Fassungen sollte dem Personalentscheider zugänglich gemacht werden.
3. Auf Verständlichkeit achten
Wichtig ist, dass die im Lebenslauf genannten Positionen, Aufgaben sowie deren Inhalte verständlich und aussagekräftig beschrieben werden. Firmeninterne Positionsbezeichnungen, die nicht marktgängig sind, sagen einem Außenstehenden gar nichts und müssen daher inhaltlich konkretisiert werden. Auch allgemein bekannte und marktgängige Bezeichnungen wie Senior Product Manager oder Salesmanager bedürfen der Erläuterung: Was genau war die Aufgabe? Mit wem hat der Bewerber zusammengearbeitet? Hatte er direkten Kundenkontakt und - wenn ja - zu welchen Kundengruppen bestand die Beziehung?
4. Auf die richtige Gewichtung kommt es an
Kandidaten sollten bei der Formulierung des CVs auch die Struktur, Größe sowie das unternehmerische Selbstverständnis des potentiellen Arbeitgebers berücksichtigen. Bewirbt man sich als Führungskraft bei einem kleinen mittelständischen Unternehmen, sollte stärker auf die Akzentuierung einer etwaigen Hands-on Mentalität sowie die Umsetzungskompetenzen geachtet werden. Bei Bewerbungen für Positionen im Konzernumfeld sollte unter Umständen eher ein Schwerpunkt auf die Erläuterung von Erfolgsbeiträgen in komplexen Strategieprojekten gelegt werden. Jedenfalls sollte in den Darstellungen der Gesichtspunkt der Passung zum spezifischen Unternehmensumfeld des neuen Arbeitgebers nicht vernachlässigt werden. Insbesondere Kandidaten, die aus einem Konzernumfeld in den Mittelstand wechseln wollen, sollten ihre Motivation und Eignung für einen solchen Schritt greifbar machen.